14.5.2022 – 1.Judo Bundesliga / Leipzig

Interview zum Kampftag: Sachsen-Fernsehen

Artikel zum Kampftag: LVZ Sport

Zum 4. Kampftag der Südstaffel der ersten Judo Bundesliga empfing der JC Leipzig den deutschen Vizemeister KSV Esslingen. Die Württemberger hatten einen holprigen Start in die Saison und fanden sich nach je einem Sieg, Unentschieden und einer Niederlage in dem Mittelfeld der Tabelle wieder, konnten aber ebenso wie der JCL den letzten Kampftag deutlich mit 11:3 gewinnen. Auch wenn die Leipziger ihre Auswärtsstärke erneut mit einem zweistelligen Sieg unter Beweis stellen konnten, so war man in heimischer Halle nach der überraschenden Niederlage am zweiten Kampftag gegen den JC Rüsselsheim dem Publikum noch etwas schuldig.

Bereits beim Eintritt beider Mannschaften in die Halle der Brüderstaße, war klar, dass beide Seiten hier den Sieg erzwingen wollten. Die Gäste aus der Nähe von Stuttgart hatten georgische und niederländische Verstärkung im Gepäck, auf Leipziger Seite warteten Judoka aus Moldau und Kuba. Doch nach der Waage zeigten sich Fragezeichen auf der Stirn der Sachsen, hatte Esslingen zwar reichlich Verstärkung mitgebracht, jedoch niemanden im Leichtgewicht unter 73kg eingewogen. Wahrscheinlich ein Novum in einer Erstligabegegnung, was die taktischen Überlegungen aber nicht weniger kompliziert machte.

Unabhängig von allen Gedanken um die Aufstellung des Gegners eröffnete das erste Hajime das Duell unter 100 Kilogramm zwischen Daniel Herbst und George Udsilauri in welchem der Leipziger Punktegarant schnell den ersten Punkt sichern konnte. Im Superleichtgewicht musste Lenny Burk die physische Überlegenheit des deutschen Meisters Maximilian Heyder anerkennen. Physisch im Nachteil war dann auch Kapitän Hannes Conrad gegen den Vize-Europameister Beka Gviniashvili und fand sich nach gutem Kampfbeginn in einer Festhalte wieder aus der es kein Entkommen gab. Damit Führungswechsel zu Gunsten der Gäste aus Süddeutschland, doch der sollte nicht lange halten. Emil Hennebach (-81kg) holte gegen Felix Kurz souverän den Ausgleich und Peter Thomas musste nur auf die Matte um sich kampflos den Siegpunkt abzuholen, Esslingen pokerte im Limit unter 73 Kilogramm auf den zweiten Durchgang. Im Schwergewicht kam es zum erwarteten Weltklasseduell. Auf Leipziger Seite der dreifache Panamerika Gewinner Andy Granda aus Kuba gegen den Zweiten der Olympischen Spiele von Tokio, Guram Tuhishvili. Der Georgier in Diensten der Esslinger dominierte die Begegnung und zwang Granda zwei Strafen auf ohne selbst eine zu kassieren. In der letzten Minute tauchte der JCL-Kämpfer dann unter den Schwerpunkt des Georgiers und schaffte es komplett aufzustehen und seinen Gegner auf den Rücken zu werfen. Nach Diskussion der Kampfrichter wurde die Technik mit Waza-ari bewertet und es hieß Weiterzittern für die Hausherren. Das hatte sich mit der nächsten Aktion aber erledigt. Granda setzte kompromisslos nach und erzielte mit O-soto-gari die siegbringende Wertung. Im letzten Kampf der Hinrunde sollte der U21-WM-Fünfte Radu Izvoreanu gegen den jungen Levi Märkt die 5:2 Halbzeitführung holen. Nach souveränem Beginn und erster Wertung sah auch alles danach aus, doch eine Unachtsamkeit in einer Aktion zwischen Stand und Boden nutze Märkt gekonnt aus, um den Kämpfer aus Moldau in eine Festhalte zu befördern und diese sicher zu halten.

Somit ging es mit einer 4:3 Führung in die Pause und die Köpfe der Trainer mussten wieder rauchen, um das Ergebnis zu sichern oder umzudrehen. Gerade bei der Breite an ausländischen Startern auf beiden Seiten war niemand sicher, was in der Rückrunde auf der Gegenseite warten würde.

Den zweiten Durchgang eröffnete wieder Daniel Herbst für die Heimmannschaft und löste seine Aufgabe gegen Dino Pfeiffer ebenso sicher wie im ersten Durchgang. Unter 60 Kilogramm versuchte dieses Mal Kevin Müller alles gegen Maximilian Heyder, konnte ihn allerdings nicht in Bedrängnis bringen.  Bis 90 kg erhielt Noah Zabel die Chance gegen Beka Gviniashvili und konnte sich zur Überraschung vieler aus einer Festhalte befreien, blieb aber gegen den Weltklasseathleten ohne Chance. Emil Hennebach musste sich in diesem Durchgang ebenfalls einem Weltklasseathleten stellen. Mit Tato Grigalashvili wartete der frisch gebackene Europameister und Weltranglistenzweite auf den Sachsen. Der Unterschied wurde vom Leipziger so gut es ging versucht wettzumachen und so ging es ohne Wertung bis ins Golden Score eher der Esslinger mit viel Druck die dritte Strafe für Hennebach provozierte. Das bedeutete einen 5:6 Zwischenstand bei noch drei ausstehenden Kämpfen. Der JCL musste alle gewinnen um die zwei Siegpunkte in heimischer Halle zu lassen. Den ersten Punkt holte schnell und spektakulär Markus Sobek gegen Steffen Hoffmann. Andy Granda musste im Schwergewicht in ein langes Duell gegen den Olympiadritten von 2012, Dimitri Peters. In einem von Griffkampf und Strafen geprägten Duell konnte der Kubaner im Golden Score die goldene Hüfte auspacken und Peters voll auf den Rücken befördern. 7:6 Führung für den JCL und im letzten Kampf die Möglichkeit zur Revanche für Radu Izvoreanu gegen Levi Märkt. Einer von beiden würde die Halle als Held des Tages verlassen. Die Begegnung gestaltete sich offen mit technischen Vorteilen auf Seiten des Kämpfers in grau-schwarz, doch der Esslinger gestaltete es taktisch clever und konnte Izvoreanu so zwei Strafen aufzwingen. Somit der Druck auf Seiten des Kämpfers aus Moldau, doch Radu konnte diesem erst einmal standhalten und  90 Sekunden vor Schluss die Führung mit Uchi-mata erzielen. Märkt versuchte nun alles in Richtung Wertung oder Strafe, wurde kurz vor Schluss aber auf den Rücken geworfen. Jubel und Ekstase in der Halle, Enttäuschung auf Seiten des KSV.

Der JC Leipzig hält damit den Anschluss zur Spitze aus Speyer und Abensberg, während der KSV Esslingen schon fünf Punkte Rückstande auf die Qualifikation zur Endrunde hat. Am kommenden Wochenende müssen die Sachsen tief nach Baden-Württemberg fahren um beim VFL Sindelfingen auf Punktejagd zu gehen. Zum nächsten Heimkampf am 18.06. empfängt man dann den amtierenden deutschen Meister TSV Abensberg und hofft wieder auf lautstarke Unterstützung.